ÖAMTC untersucht das Nutzungserlebnis von Fahrassistenzsystemen

Wien (OTS) – Moderne Autos sind mit zahlreichen Assistenzsystemen
ausgestattet,
die das Fahren sicherer und komfortabler machen sollen. Gleichzeitig
sorgen sie immer wieder für Diskussionen. Doch wie hilfreich werden
Spurhalte-, Notbremsassistenten und Co. im Alltag tatsächlich
empfunden? Um diese Frage zu klären, hat der ÖAMTC in einer aktuellen
Untersuchung 190 Viel- und 38 Wenigfahrer:innen zu ihren Erfahrungen
mit ADAS (Advanced Driver Assistance Systems) befragt.

Das grundlegende Ergebnis zeigt laut ÖAMTC-Verkehrspsychologin
Marion Seidenberger ein geteiltes Bild: „Während die Systeme von
einer großen Mehrheit (rund 75 Prozent beider befragten Gruppen) als
vertrauenswürdig empfunden werden, berichten viele auch von bereits
erlebten Fehlreaktionen (Vielfahrende 65 Prozent – Wenigfahrende 45
Prozent).“

Zwtl.: Spurhalteassistent eher unbeliebt und häufig deaktiviert

Besonders der Spurhalteassistent stößt laut Untersuchung auf
Kritik. „Viele Fahrer:innen deaktivieren ihn regelmäßig, weil er
ihnen zu stark ins Fahrgeschehen eingreift oder als störend
wahrgenommen wird. Etwa weil er das eigene ‚Nicht-Blink-Verhalten‘
offenlegt“, erklärt Seidenberger. Auch der intelligente
Geschwindigkeitsassistent ISA (Intelligent Speed Assistance), der
seit Juli 2024 in der EU für alle Neuwagen verpflichtend ist und eine
fahrlässige Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit
verhindern soll, zählt zu den unbeliebteren Systemen. Als besonders
hilfreich werden hingegen der Notbremsassistent, der
Rückfahrassistent, der Tempomat sowie die Abstands- und
Lichtautomatik genannt.

Bemerkenswert: 59 Prozent der Vielfahrer:innen und 63 Prozent der
Wenigfahrer:innen gaben an, durch den Einsatz eines Assistenten
bereits vor einem Unfall bewahrt worden zu sein. Gleichzeitig
berichteten 61 Prozent der Vielfahrer:inenn, dass Systeme auch schon
gefährliche Situationen ausgelöst haben.

Zwtl.: Große Unterschiede bei Müdigkeitswarner

Ein weiteres seit Juli 2024 verpflichtendes System ist der
Müdigkeitswarner. Seine Wirksamkeit hängt jedoch stark vom jeweiligen
Hersteller ab. „Je nach System gibt es große Unterschiede, wie früh
und wie klar Müdigkeitswarner reagieren“, erklärt Seidenberger.
„Manche analysieren das Lenkverhalten, andere die Augen-
/Lidbewegungen – entscheidend ist, dass die Warnung rechtzeitig
erfolgt.“

Trotz technischer Fortschritte bleibt die Eigenverantwortung
zentral: „Der beste Schutz gegen Sekundenschlaf ist immer noch, auf
seinen Körper zu hören. Wer müde ist, sollte eine Pause machen –
Technik kann warnen, aber sie ersetzt keine Erholung.“ Die ÖAMTC-
Expertin empfiehlt deshalb, vor längeren Fahrten ausreichend zu
schlafen und regelmäßig Pausen einzulegen.

Zwtl.: Assistenz ja – Bevormundung nein

Die Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass Assistenzsysteme
nur in Gefahrensituationen angemessen eingreifen. „Fahrer:innen
möchten unterstützt, aber nicht bevormundet werden“, fasst
Seidenberger zusammen. Zudem kritisieren viele die uneinheitlichen
Symbole und die fehlende Möglichkeit, individuelle Einstellungen
dauerhaft zu speichern. Hier sieht der ÖAMTC deutlichen
Verbesserungsbedarf seitens der Hersteller.

Zwtl.: Praxistest mit der ÖAMTC Fahrtechnik

Zusätzlich zur Befragung führte der ÖAMTC gemeinsam mit der ÖAMTC
Fahrtechnik Praxistests durch. Proband:innen testeten Mittel- und
Oberklassefahrzeuge in Fahrtechnikzentren, um den Einsatz und die
Bedienung der Systeme zu erproben.

Allein die Personalisierung der Assistenten dauerte zwischen acht
und zwölf Minuten – für viele zu lange. „Einige Proband:innen klagten
über unübersichtliche Menüführungen und komplizierte Einstellungen“,
berichtete Seidenberger. „Das zeigt, dass hier Nachbesserungen
notwendig sind.“ Bei manchen Fragen zur Nutzung konnten erst die
Instruktor:innen der Fahrtechnik Klarheit schaffen – ein Hinweis
darauf, dass viele Fahrer:innen die Systeme nicht intuitiv bedienen
können.

Zwtl.: Fazit: Technik kennenlernen statt blind vertrauen

„Unsere Untersuchung zeigt eindrucksvoll, dass Lenker:innen ihr
Fahrzeug aktiv kontrollieren möchten, im Ernstfall die Unterstützung
der Assistenzsysteme auch akzeptieren – jedoch nicht von der Technik
bevormundet oder kontrolliert werden wollen“, betont Seidenberger.
„Dennoch sind Assistenzsysteme wertvolle Begleiter, solange sie den
Menschen unterstützen und nicht ersetzen.“

Daher empfiehlt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin, sich mit den
Systemen vertraut zu machen und deren Funktionsweise zu verstehen.
„Nur wer weiß, wie die Assistenten funktionieren, kann sie richtig
nutzen – und im Ernstfall souverän eingreifen.“ Guter Händler:innen
sind im Idealfall hilfreich und erklären die vorhandenen Systeme
praxisnah. Gleichzeitig empfiehlt es sich, die Funktionen während
einer Fahrt mit Instruktor:innen der ÖAMTC Fahrtechnik zu erproben.
Denn Sicherheit entsteht nicht allein durch Technologie, sondern
durch die Erfahrung und das Verständnis der Nutzer:innen im Umgang
mit ihr.

Aviso an die Redaktionen: Ein Video zur Erhebung gibt es unter
www.oeamtc.at/presse .