Ö1: „Du holde Kunst“ – die älteste Radiosendung Österreichs wird 80

Wien (OTS) – „Du holde Kunst“ – am 14. Oktober 1945 wurde die älteste
noch
bestehende Radiosendung Österreichs zum ersten Mal ausgestrahlt.
Anlässlich des Jubiläums sind am Sonntag, den 12. Oktober in Ö1
zahlreiche Stimmen und Gedichte aus der 80-jährigen
Sendungsgeschichte von „Du holde Kunst“ zu hören: einerseits in einer
vielstimmigen Ausgabe von „Du holde Kunst“ (8.15 Uhr), in der fünf
Schauspielerinnen und fünf Schauspieler Gedichte über das Hören,
Zuhören, das Lauschen und die Stille lesen, andererseits als über den
Tag verteilte Lyrik-Miniaturen. Diese sind auch nachzuhören unter
https://oe1.orf.at/lyriktag .

Die Sendereihe „Du holde Kunst“ am Sonntagmorgen um 8.15 Uhr (mit
der Wiederholung um 0.05 Uhr) ermöglicht den Hörerinnen und Hörern
neue Stimmen kennen zu lernen, alte Gedichte wieder zu entdecken und
sich neuen Gedichten zu stellen, die zum Selberlesen von Lyrik
anregen. Entstanden ist die Reihe wenige Monate nach dem Ende des
Zweiten Weltkrieges, als der aus der Emigration zurückgekehrte
Schriftsteller und damalige Leiter der Abteilung für literarisches
Wort beim amerikanischen Besatzungssender Rot-Weiß-Rot Ernst
Schönwiese und der Salzburger Goldschmied Eligius Scheibel
beschlossen, mit Literatur – in diesem Fall Poesie – und
entsprechender Musik wieder „das Schöne und Harmonische“ ins
Gedächtnis der schwer geprüften Menschen zu rufen. Scheibel, der
neben seinem Wiener Studium der Goldschmiedekunst extern das
Reinhardt-Seminar besucht hatte, besaß eine umfangreiche Bibliothek
und Schallplattensammlung. Das war ein willkommener Fundus für ein im
Aufbau begriffenes Studio. So entstanden auch die ersten Sendungen
der Reihe „Du holde Kunst“. In der ersten Ausgabe am Sonntag, den 14.
Oktober 1945 um 9.00 Uhr früh lasen die Schauspieler Martha Marbo und
Helmut Janatsch Gedichte von Goethe und Schiller zu Musik von Mozart,
Bach, Haydn und Beethoven. Inzwischen bietet „Du holde Kunst“ neben
den deutschsprachigen Klassikern auch Raum für zeitgenössische Lyrik,
für fremdsprachige Lyrik in hochwertigen Nachdichtungen und für
Poetik. Das Repertoire der Kammermusik zwischen den Gedichten hat
sich ebenfalls erweitert.

Zwtl. „Dem stillen Nachhall dieses Rauschens“

Die Jubiläumssendung am Sonntag, den 12. Oktober ab 8.15 Uhr
trägt den Titel „Dem stillen Nachhall dieses Rauschens“. Dörte
Lyssewski, Joseph Lorenz, Andrea Eckert, Philipp Hauß, Silvia
Meisterle, Irina Wanka, Wolfram Berger, Stefan Suske, Till Firit und
Lilith Häßle interpretieren Gedichte über das Hören, Zuhören,
Lauschen und die Stille: von der bannenden Kraft des Windgeräuschs
bei Sarah Kirsch über das Lauschen als Gebet bei Rose Ausländer und
dem Rauschen der Ewigkeit bei Ossip Mandelstam bis zum In-Sich-
Hineinhören als einzig möglicher Weltaneignung bei Rudolf Borchardt;
von der Klage als stummem Vogel bei Hilde Domin über die Stille beim
Erlöschen der Liebe bei Mascha Kaléko, die Freude beim Spielen eines
Haydn-Klavierstücks bei Tomas Tranströmer, dem merkwürdigen Treiben
des Flohs im Ohr bei Kurt Schwitters oder dem Ringen des Komponisten
mit dem Unhörbaren bei Alfred Brendel bis zum Ineinanderfließen des
Akustischen und Visuellen bei Hugo von Hofmannsthal.

Zwtl.: Lyrik-Miniaturen aus dem „Du holde Kunst“-Archiv

Über den Tag verteilt sind Gedichte aus dem „Du holde Kunst“-
Archiv zu hören. Traugott Buhre liest „In ein altes Stammbuch“ von
Georg Trakl, Peter Simonischek „Dein Antlitz ist von Träumen ganz
beladen“ von Hugo von Hofmannsthal, Cornelius Obonya „Blick in den
Strom“ von Nikolaus Lenau, Markus Hering „Mir träumte wieder der alte
Traum“ von Heinrich Heine, Roland Koch „Die Kerze“ von Ernst Herbeck,
Michael Dangl „Das 15. Sonett“ von Louise Labé, Martin Vischer
„Bretonischer Strand“ von Paul Celan, Elisabeth Orth „Reigen“ von
Ingeborg Bachmann, Marianne Nentwich „Die Arbeit zu leben“ von Erika
Burkart, Andrea Clausen „Wir warten am Erdrand auf das Ereignis aus
Feuer …“ von Rose Ausländer, Lilith Häßle „Würde alles tun für dich
…“ von Friederike Mayröcker, Birgit Minichmayr „Die schöne Stadt“
von Maria Lazar, Andrea Eckert „Die Tage“ von Gertrud Kolmar und
Dörte Lyssewski „Lob der Faulheit“ von Gotthold Ephraim Lessing. Die
Gedichte sind nachzuhören unter https://oe1.orf.at/lyriktag .