Wien (OTS) – Ein Forschungsteam unter der Leitung der Medizinischen
Universität
Wien, des HUN-REN Forschungszentrums für Naturwissenschaften und der
Eötvös-Loránd-Universität in Budapest hat ein neues
Chemotherapeutikum namens LiPyDau entwickelt, das in präklinischen
Untersuchungen eine bemerkenswerte Wirksamkeit gegen verschiedene
Tumorarten gezeigt hat. Die in der renommierten Fachzeitschrift
„Molecular Cancer“ veröffentlichte Studie stellt eine
vielversprechende Strategie zur Bekämpfung medikamentenresistenter
Krebsarten vor.
Die Chemotherapie ist trotz bekannter Herausforderungen wie
toxischen Nebenwirkungen und Arzneimittelresistenzen nach wie vor ein
wesentlicher Eckpfeiler der Krebsbehandlung. Vor diesem Hintergrund
hat das Forschungsteam unter der Leitung von Gergely Szakács vom
Zentrum für Krebsforschung der MedUni Wien Mechanismen der
Arzneimittelresistenz analysiert und nach Möglichkeiten gesucht,
diese zu überwinden. Dabei entwickelten die Wissenschafter:innen ein
hochwirksames neues Derivat von Anthrazyklin, einer Klasse von
Chemotherapeutika, die seit Jahrzehnten eine zentrale Rolle in der
Krebstherapie spielt. Die neue Verbindung, eine chemisch modifizierte
Form von Daunorubicin, erwies sich allerdings für die direkte
Verabreichung als zu toxisch. Um dieses Problem zu lösen, wurde sie
in winzige Trägerbläschen, sogenannte Liposomen, eingekapselt,
wodurch LiPyDau entstand. Diese liposomale Formulierung transportiert
den Wirkstoff direkt zu den Tumorzellen und minimiert gleichzeitig
die Schädigung des gesunden Gewebes. In Mausmodellen verschiedener
Krebsarten reduzierte LiPyDau die Tumorlast drastisch und eliminierte
sie in einigen Fällen sogar vollständig.
Einzigartiger Mechanismus führt zum Absterben der Tumorzellen
In präklinischen Studien hemmte eine Einzeldosis LiPyDau das
Tumorwachstum in einem Melanom-Modell nahezu vollständig. Bei
Lungenkrebs war die Behandlung sowohl in einem Standard-Mausmodell
als auch in einem Modell mit menschlichen Tumorzellen, die nicht auf
gängige Medikamente ansprachen, wirksam. In aggressiven Mausmodellen
für Brustkrebs führte die Behandlung mit LiPyDau zu einer fast
vollständigen Tumorrückbildung. Bei erblichen, schwer zu behandelnden
Formen von Brustkrebs konnten die Tumore sogar dauerhaft beseitigt
werden. LiPyDau zeigte, so das Forschungsteam, auch eine
vielversprechende Wirksamkeit gegen multiresistente Tumorzellen. Das
außergewöhnliche Potenzial von LiPyDau beruht auf einem einzigartigen
Mechanismus: Das neue Krebsmedikament verbindet die beiden Stränge
der DNA in Krebszellen irreversibel miteinander und verursacht so
Schäden, die die Tumorzellen nicht mehr reparieren können, was
letztendlich zu ihrem Absterben führt.
Anthrazykline wie Daunorubicin gehören zu den weltweit am
häufigsten verwendeten Chemotherapeutika und sind in der Liste der
unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
aufgeführt. Ihre klinische Wirksamkeit wird jedoch häufig durch
toxische Nebenwirkungen und die Entwicklung von Resistenzen
eingeschränkt. Liposomale Formulierungen – d. h. die Einkapselung des
Wirkstoffs in winzig kleine Fettbläschen – werden seit langem
erforscht, um diese Einschränkungen zu verringern. „Unsere
Untersuchungen an Mausmodellen zeigen, dass die Einkapselung von 2-
Pyrrolino-Daunorubicin in Liposomen die sichere Anwendung eines
ansonsten zu toxischen, aber äußerst wirksamen neuen Medikaments
ermöglicht. Nun müssen weitere Studien durchgeführt werden, um
festzustellen, ob diese vielversprechenden Ergebnisse in die
klinische Anwendung überführt werden können“, sagt Studienleiter
Gergely Szakács.
Publikation: Molecular Cancer
Safe delivery of a highly toxic anthracycline derivative through
liposomal nanoformulation achieves complete cancer regression.
András Füredi, Szilárd Tóth, Kristóf Hegedüs, Pál T. Szabó, Anikó
Gaál, Gergő Barta, Lívia N. Naszályi, Krisztina Kiss, Kata Bölcskei,
Zoltán Szeltner, Eszter Bajtai1, Balázs Gombos, Dániel Kiss, Mihály
T. Cserepes, Attila Kiss, Peter Pokreisz, Lukas Kenner, Sandra
Högler, Csaba Magyar, Jamie D. Cowles, Agnes Csiszar, József Tóvári,
Dávid Szüts, Zsuzsanna Helyes, Zoltán Varga, Gábor Mező, Gergely
Szakács.
DOI: https://molecular-
cancer.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12943-025-02444-1




