AK und ÖGB NÖ zum Equal Pay Day: Ab 1. November arbeiten Niederösterreicherinnen „gratis“

St. Pölten (OTS) – Der Gender Pay Gap – die geschlechtsspezifische
Einkommenslücke –
beträgt 2025 in Niederösterreich 16,5 Prozent. Somit fällt der Equal
Pay Day heuer in Niederösterreich auf den 1. November. 16,5 Prozent
entsprechen in absoluten Zahlen 10.784 Euro, die Frauen im Schnitt
weniger verdienen und das trotz ganzjährig durchgehender
Vollzeitbeschäftigung. Aufs Jahr umgelegt bedeutet das:
Niederösterreicherinnen arbeiten im Vergleich zu den
niederösterreichischen Männern 61 Tage gratis. In den letzten zehn
Jahren hat sich der Gender Pay Gap um nur 6,6 Prozentpunkte
verringert. „Zu wenig und zu langsam“, sagt AK Niederösterreich-
Präsident und ÖBG Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser.

Auch innerhalb Niederösterreichs variiert der Gender Pay Gap
stark: Am niedrigsten ist der Abstand in der Landeshauptstadt St.
Pölten mit 12,7 Prozent und am höchsten im Bezirk Mödling mit 23,9
Prozent. Wichtig: Über das Einkommensniveau sagt der Gap nichts aus,
sondern ausschließlich über den Abstand der Bruttojahreseinkommen von
im Bezirk wohnenden Frauen und Männern, die ganzjährig
vollzeitbeschäftigt waren. Somit verdient eine Frau im Bezirk Mödling
mit durchschnittlich 64.600 Euro zwar wesentlich weniger als ein
durchschnittlicher Mann im Bezirk Mödling mit knapp 84.900 Euro, aber
deutlich mehr als die durchschnittliche St. Pöltnerin mit einem
Jahresbrutto von rund 52.400 Euro. Hier wirkt im Wesentlichen die
Branchenstruktur der unterschiedlichen Bezirke ein.

„Die Einkommenslücke gibt es auch, weil in Branchen, wo viele
Frauen arbeiten, insgesamt schlechter bezahlt wird. Mit dieser
systematischen Unterbewertung ist aber nur ein Teil zu erklären. Mehr
als zwei Drittel des Unterschieds bei Löhnen und Gehältern hat einzig
und allein mit dem Geschlecht zu tun“, erklärt Didem Strebinger,
Frauenvorsitzende des ÖGB Niederösterreich – und sie warnt:
„Diskriminierung beim Entgelt aufgrund des Geschlechts ist seit 1979
verboten. Fehlende Transparenz macht es aber immer noch möglich.“

Über ein Drittel der niederösterreichischen Beschäftigten gibt in
einer aktuellen Umfrage an, nicht zu wissen, was Kolleg:innen
verdienen. Die Studie zur Einkommenstransparenz im Auftrag der
Allianz für Lohntransparenz, zeigt: Man spricht nicht übers Geld. 57
Prozent der niederösterreichischen Arbeitnehmer:innen reden mit ihren
Kolleginnen und Kollegen nicht über die Einkommen – ein großes
Problem, weiß Strebinger, und fordert: „Diese Kultur des Schweigens
und der Intransparenz muss aufhören. Denn nur damit sind viele
Ungerechtigkeiten überhaupt erst möglich. Die verpflichtende
Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie ist eine einzigartige
Chance für die Arbeitnehmer:innen.“

„Frauen wollen faire Einkommen und fordern zurecht mehr
Transparenz und Gerechtigkeit. Klare betriebliche Strukturen,
gezielte Unterstützung durch Führungskräfte sowie Betriebsräte und
Betriebsrätinnen, aber auch einen spürbaren Kulturwandel beim Thema
Einkommen“, so Wieser, der auf die Studie verweist. Eine offene
Gesprächskultur über Einkommen im Betrieb, volle Transparenz für alle
Entgeltbestandteile insbesondere Boni und Zulagen, als auch leicht
zugängliche Informationen im Hinblick auf die Einkommen sind das
Gebot der Stunde. Transparenz und Gerechtigkeit gehören ganz oben auf
die Agenda.