Volkshilfe Sozialbarometer: Über 90 Prozent wollen Kinderarmut bekämpfen

Wien (OTS) – Gemeinsam mit dem Forschungsinstitut Foresight fragt die
Volkshilfe
mehrmals jährlich die soziale Stimmungslage im Land ab. Die
Ergebnisse der aktuellen, österreichweiten Befragung zum Thema Armut
zeigen: Die Teuerung schränkt einen Großteil der Bevölkerung ein,
besonders stark Haushalte mit niedrigen Einkommen. Die Volkshilfe
fordert daher konsequente politische Maßnahmen, um Armut – allem
voran Kinderarmut – strukturell zu bekämpfen und soziale Absicherung
zu stärken.

Teuerung schränkt viele Menschen ein

61 Prozent der Befragten müssen sich bei alltäglichen Ausgaben
wie Ernährung, Mobilität u.ä. einschränken. Besonders dramatisch ist
die Situation für Haushalte mit geringen Einkommen bis 1.500 Euro.
Hier erleben 87 Prozent Einschränkungen durch die Teuerung. Nur elf
Prozent der Befragten fühlen sich nicht betroffen. Im Jahr 2022 sah
sich noch ein Fünftel (20 Prozent) trotz der Teuerung finanziell in
einer guten Lage. Es zeigt sich hier ein deutlicher Abwärtstrend.

Bekämpfung von Kinderarmut ist ein zentrales Anliegen

Extrem hohe Zustimmung zeigt sich auf die Frage nach der
Bekämpfung von Kinderarmut. Angesichts der aktuellen Zahlen von
344.000 armuts- oder ausgrenzungsgefährdeten Kindern und Jugendlichen
in Österreich, stufen neun von zehn Befragten (91 Prozent) das Ziel
der Regierung, die Kinderarmut in Österreich bis 2030 zu halbieren,
als sehr wichtig ein.

Sozialhilfe und Unterstützung für Arbeitslose haben breiten
Konsens

Ebenfalls 91% Prozent halten soziale Absicherung in Form einer
Sozialhilfe, die Armut und soziale Ausgrenzung verhindert, für eine
wichtige staatliche Aufgabe. Rund Dreiviertel der Befragten (74 %)
halten es angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit in Österreich
auch für notwendig, dass arbeitslose Menschen mehr Unterstützung
erhalten (z.B. durch Qualifizierung, Arbeitsmarktprojekte o.ä.), um
passende Arbeit zu finden.

Deutliche Mehrheit für Steuer auf große Erbschaften

Eine deutliche Mehrheit von fast zwei Drittel (65 Prozent)
spricht sich für die Einführung einer Steuer auf große Erbschaften ab
einer Million Euro aus. Eine Erbschaftssteuer brächte dem Staat rund
1,5 Mrd. Euro zur Budgetsanierung. Von einer solchen Steuer wären nur
0,2 Prozent der Erb*innen betroffen.

Forderungen der Volkshilfe

Die Ergebnisse der Befragung zeigen eine überwältigende
Zustimmung zu staatlicher sozialer Absicherung und Armutsbekämpfung.
Die Volkshilfe fordert daher konkrete Schritte gegen Armut und
appelliert an die Regierung, die Inflation endlich effektiv zu
bekämpfen, besonders bei Lebensmittel, Wohnen und Energie. „Hier muss
Österreich nichts Neues erfinden, wir können uns an anderen
europäischen Staaten orientieren, die ihre Inflationsraten
erfolgreich gesenkt haben. Das kann mit einer Preiskommission und
Preistransparenzdatenbank bei Lebensmitteln, einer Deckelung bei
Mietpreisanpassungen und einer raschen Umsetzung des Sozialtarifs für
Strom erreicht werden“ , so Hanna Lichtenberger, Leiterin der
Forschung und Sozialpolitik.

Eine armutsfeste Sozialhilfe mit Mindest- statt Höchstsätzen ist
ebenfalls eine zentrale Forderung der Volkshilfe. Ebenso, wie eine
rasche Umsetzung der Kindergrundsicherung. „Es braucht eine sinnvolle
Kombination aus Sach- und Geldleistungen für Kinder. Erstere schaffen
eine langfristige Verbesserung und Zweitere wirken sofort. Nur so
können wir Kinderarmut endlich abschaffen“ , betont Volkshilfe
Direktor Erich Fenninger abschließend.