Wien, am 10.10. (OTS) – Eine echte Mobilitätswende braucht mehr als
Elektroautos
Österreichs größter Klimasünder ist der Verkehr. Rund 29 Prozent
der Treibhausgasemissionen gehen auf sein Konto. Die Lösung liegt
nicht allein in der Umstellung auf Elektromobilität, wie eine neue
Studie der TU Wien in Zusammenarbeit mit der AG Rohstoffe zeigt. „Wir
haben vier mögliche Szenarien analysiert. Das Ergebnis zeigt ganz
klar, dass wir weniger und vor allem kleinere Autos benötigen. Damit
aber weiterhin Mobilität für alle gewährleistet ist, braucht es
leistbaren öffentlichen Verkehr mit kurzen Takten und verlässlichen
Anschlüssen, sichere Radwege und Nahvesorgung für kurze Wege“, fasst
Studienautorin und Verkehrsplanerin Barbara Laa von der TU Wien
zusammen.
Von 23 auf sieben Tonnen Rohstoffverbrauch
Pro Kopf verbraucht jeder Mensch in Österreich rund 23 Tonnen
Rohstoffe. Der sogenannte Materialfußabdruck in Europa liegt im
Schnitt bei rund 14 Tonnen. Laut nationaler Kreislaufstrategie soll
dieser Verbrauch bis 2050 auf sieben Tonnen reduziert werden. „Wir
verbrauchen in Österreich viel zu viele Rohstoffe, die oft im Müll
landen. Allein heuer haben wir unseren Jahresvorrat an Ressourcen in
nur drei Monaten aufgebraucht. Wir können nicht jeden Verbrenner
durch einen großen Elektro-SUV ersetzen, denn Lithium, Kobalt und Co.
sind essentiell für die Energiewende. Beides geht sich nicht aus“,
erklärt Anna Leitner, Sprecherin für Ressourcen bei GLOBAL 2000 und
Vertreterin der AG Rohstoffe.
Im sogenannten „Green-Growth“-Szenario der Studie braucht
Österreich bis 2050 rund 56.000 Tonnen Lithium, im „Suffizienz“-
Szenario mit 24.000 Tonnen fast um die Hälfte weniger.
Rohstoffhunger verschärft Umwelt- und Sozialprobleme
Der hohe Verbrauch an Rohstoffen stellt eine Bedrohung für die
Nachhaltigkeit der Länder des Globalen Südens dar. Der Sozialforscher
Marco Gandarillas berichtet über chinesische Megaprojekte, die
schwerwiegende ökologische und soziale Auswirkungen haben. „Die
Kosten der Elektromobilität werden von wichtigen Ökosystemen
Lateinamerikas wie dem Amazonasgebiet und den Feuchtgebieten in den
Anden getragen. So verschmutzt beispielsweise der Abbau von Lithium
und Kupfer die Gebiete und bedroht den Zugang indigener
Gemeinschaften zu Wasser. Regulatorische Rahmen für Lieferketten
kritischer Rohstoffe müssen gestärkt und die Zusammenarbeit zwischen
den Regionen intensiviert werden, damit wir zu nachhaltigeren und
gerechteren Mobilitätsmodellen gelangen können“, betont der Analyst
der Organisation Latinoamérica Sustentable und Projektpartner der
Dreikönigsaktion.
Vermeidung an erster Stelle
Setzt die Regierung die EU-Batterieverordnung frühzeitig um,
könnten bis 2036 bis zu 95 % der Metalle aus Altbatterien
wiedergewonnen werden. Für eine echte Mobilitätswende brauchen wir
zusätzlich noch ein Gesetz für Kreislaufwirtschaft. Damit stoppen mit
der Verschwendung von Ressourcen und es gäbe würde geopolitische
Abhängigkeiten verringern.
Mobilität in der 7-Tonnen-Zunkunft
Die Studie ist Teil des Projekts „Mobilität in der 7-Tonnen-
Zukunft“ der AG Rohstoffe und unterstützt das Ziel der
österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie, den
Materialfußabdruck bis 2050 auf sieben Tonnen pro Kopf zu senken.
Die AG Rohstoffe ist ein Zusammenschluss der
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, der Dreikönigsaktion der
katholischen Jungschar, des Jane Goodall Institute Austria, Südwind,
Netzwerk Soziale Verantwortung, Re-Use Austria und Solidar Austria.
Gefördert durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit.




